Keine Jagd im Mittelalter übte beim Adel so eine Faszination aus wie die Jagd mit dem abgetragenen Greifvogel. Selbst die edelsten Damen übten mit den herrlichen Tieren die Jagd aus. Die Beizjagd oder Beize leitet sich vom Beißen ab. Denn der Falke tötet seine Beute blitzartig durch Genickbiss.

Der hohe Flug ist die Falknerei auf Reiher, Kranich, Trappen, Fasan usw. Die Vögel können dem Greifvogel nur durch extremes aufsteigen entkommen. Der Falke wird von der Faust aus dem Wild nachgeworfen. Der niedere Flug war die einfache Jagd auf Niederwild z.B. Wachteln, Tauben, Krähen, Bekassinen. Der Falke wird hier auch dem Wild von der Faust nachgeworfen, aber auch als Anwarter. Die Anwartfalknerei ist das schönste aber schwierigste Kapitel in der Falknerei und verlangt harmonisches Zusammenspiel von Jäger, Falke und Hund.

Aus der Geschichte ...

Die Beizjagd entstand vermutlich vor etwa 3.500 Jahren in Mittelasien, da sie in der deckungslosen Steppe die zweckmäßigste Jagdform war. Ob die Ägypter die Beizjagd ausübten ist unklar. In Abydos in Ägypten wurde eine Grabstätte mit einbalsamierten Falken entdeckt. Die Falken-Mumien sind in Leinen eingewickelt und haben in großen, ovalen Tonsarkophagen gelegen. Einige von ihnen haben auch goldverzierte Masken. Daneben sind auch intakte Falkeneier gefunden worden. Die oberste Gottheit war in Ägypten Horus, der Falke. Ein Assyrisches Relief in den Ruinen von Khorsabad aus der Zeit von 722-705 v. Chr. zeigt möglicherweise die Falknerei. Es zeigt einen Bogenschützen, der einen Greifvogel schießt und einen Helfer, der ihn fängt. Um 400 v. Chr. richteten die Inder Falken ab. 75 n. Chr. jagten die Thraker mit Falken

Hochmittelalterliche Blüte

Die Beliebtheit der Beizjagd scheint in Europa seit karolingischer Zeit stark nachgelassen zu haben, erst im Rahmen neuer östlicher Kontakte infolge der Kreuzzüge erlebte sie im Hochmittelalter eine neue Blütezeit und entwickelte sich dabei zu einem Privileg und Statussymbol des Adels.

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Die Techniken wurden durch Erfahrungsaustausch mit arabischen Falknern erheblich verfeinert. Kaiser Friedrich II., der in Sizilien leichten Zugang zum arabischen Fachwissen auf diesem Gebiet besaß, führte zum Beispiel die Falkenhaube ein, die bis dahin in Europa noch unbekannt war. Sein Falkenbuch (De arte venandi cum avibus, deutsch: "Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen") war der erste Traktat dieser Art in der europäischen Literatur. 


Friedrich II.

Für Friedrich II. war die Falknerei aufgrund der dafür benötigten Kombination aus Willensstärke und Fürsorge eine ideale Vorübung für die Menschenführung. Der ideale Falkner war für ihn der ideale Herrscher. Seine Erkenntnisse konnte Friedrich II. nicht nur auf arabische Quellen, sondern auch auf jahrelange eigene Beobachtung der in seinem Buch behandelten Tiere stützen.

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Arnulf mit einem Gerfalken

Wer jagte womit ?

Wichtig zu wissen ist, das natürlich nicht jedermann mit jedem Greif alles jagen durfte. Das war streng reglementiert und kann wie folgt grob zusammengefasst werden:

Streng genommen dürfte Arnulf nicht - so wie oben angebildet - mit einem Gerfalken unterwegs sein ...

Falknerei heute

Um die Falknerei heute in Deutschland zu betreiben, muss man zuerst eine reguläre Jägerprüfung absolvieren und danach einen Falknerjagdschein erwerben, da die Beizjagd dem Jagdrecht unterliegt.

Als Krone dieser Jagdart gilt die Anwartefalknerei, bei der Greifen des hohen Fluges (vornehmlich Wanderfalken) eingesetzt werden, da diese aus dem Sturzflug heraus jagen. Bei anderen Falkenarten dauert die Ausbildung zur Anwartefalknerei länger und ist schwieriger, da sie nicht auf dem natürlichen Jagdverhalten dieser Greifvögel beruht. Man kann die Anwartefalknerei nur auf Flugwild und dabei auch nur auf solche Vögel betreiben, die sich am Boden, in Büschen oder im Wasser vor Feinden drücken, also bei Anblick von Falke oder Hund unbeweglich verharren. Zu diesen Wildarten zählen zum Beispiel Rebhuhn, Fasan, Wildente und Elster.

Bei der Beizjagd auf Rebhühner und Fasane ist ein guter Vorstehhund unverzichtbar, der das Wild sicher vorstehen (anzeigen) muss. Wenn der Hund also vorsteht, wird dem Falken die Falkenhaube abgenommen und der Falke zum Steigen geworfen. Der Falke ist darauf trainiert, hoch in der Luft (je höher, desto besser, in der Regel 100 bis 200 Meter) genau über dem Falkner anzuwarten. Wenn er nun in einer passenden Position über dem Hund ist, erhält dieser den Befehl einzuspringen und damit das Wild hochzujagen. Der Falke greift sofort an, geht in einen 90 bis 45 Grad Sturzflug über, beschleunigt noch (bis ca. 350 km/h) und legt dabei die Schwingen ganz an den Körper an, bis der Falke fast den Erdboden erreicht hat, dann öffnet er die Schwingen halb, schwingt sich mit unverminderter Geschwindigkeit in die Flugbahn des verfolgten Vogels ein und schlägt ihn mit den Klauen in der Luft. Ein solcher Stoß hat einen sehr hohen Impuls.

Falkner sind aufgrund des täglichen Umgangs und der Jagd mit dem eigenen Vogel auch Experten in der Pflege und Beurteilung verletzt aufgefundener Greifvögel. Sie können sehr gut einschätzen, ob ein solcher Greifvogel jemals wieder jagdtauglich sein wird und ob eine Chance auf Auswilderung besteht. Durch die falknerischen Techniken ist er auch in der Lage, einen gesundgepflegten Greifvogel erst einmal in der falknerischen Obhut "probefliegen" zu lassen, um zu testen, wie gut er sich erholt hat. Eine Freilassung ohne ausreichende Genesung würde unweigerlich den Tod des Vogels zur Folge haben. Mittlerweile betreiben sehr viele Falkner (oder Falkner-Gruppen) Auswilderungsstationen, in denen verletzte Greifvögel gesund gepflegt werden, damit sie wieder in die Freiheit entlassen werden können.

Das Federspiel

Ein Federspiel ist das wichtigste Trainingszeug für Greifvögel des hohen Fluges, die gezähmt werden sollen. Ein Falkner setzt diese Beuteattrappe zur Zähmung seines Vogels ein. Man versteht darunter ein Stoff- oder Lederkissen, auf dem beiderseitig Vogelflügel befestigt sein können. Dieser „Köder“ hängt an einer ca. 2m langen Schnur, die der Falkner über seinem Kopf mehrmals wie ein Lasso kreisen lässt - u. a. als Zeichen für den Vogel, dass er zu seinem Falkner zurückkommen soll aber auch, um den Greif zu konditionieren. Zur Belohnung erhält der Vogel ein Fleischstück, welches zuvor am Kopfende des Federspiels befestigt worden ist.

Gerfalke

Der Gerfalke ist die weltweit größte Falkenart. Der Gerfalke, dessen horizontale Fluggeschwindigkeit die des Wanderfalken übertrifft, wird seit dem Mittelalter als Beizvogel sehr geschätzt. Weiße Gerfalken galten als besonders wertvoll und zählten regelmäßig zu den Geschenken an und zwischen Fürstenhäusern.

Der etwa mäusebussardgroße Gerfalke ist die weltweit größte Falkenart. Die Körperlänge eines Gerfalken beträgt zwischen 48 und 61 Zentimeter. 19 bis 24 Zentimeter der Körperlänge entfallen dabei auf den Schwanz. Die Spannweite beträgt zwischen 105 und 131 cm. Die Art zeigt hinsichtlich Größe und Gewicht einen deutlichen Geschlechtsunterschied; Männchen wiegen 960 bis 1300 Gramm, im Mittel 1070 Gramm, Weibchen 1400 bis 2000 Gramm, im Mittel 1710 Gramm. Die Färbungsunterschiede zwischen den Geschlechtern sind hingegen gering, Männchen haben ein tendenziell etwas blasseres Federkleid als die Weibchen.

Der Gerfalke gehört seit langer Zeit zu den in der Falknerei besonders geschätzten Beizvögeln. Dschingis Khan erhielt von verschiedenen Clans Tributzahlungen in der Form von Gerfalken. Philipp I. von Frankreich, dem bei der Belagerung von Akkon im Jahre 1109 einer seiner Gerfalken entflog, bot hohe Summen, um ihn aus der belagerten Stadt zurückzuerhalten. Nach der Niederlage des Kreuzzugsheers bei Nikopolis im Jahre 1396 kaufte König Sigismund mit zwölf weißen Gerfalken Jean de Nevers aus türkischer Gefangenschaft frei.

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Friedrich II. war ein begeisterter Falkner. In seinem Buch über die Falknerei widmet er ein Kapitel dem Gerfalken und bezeichnet ihn als den besten aller Beizvögel. Bereits 1378 gab es in Lübeck ein Handelshaus, in dem Gerfalken aus Norwegen für die Falknerei ausgebildet und unter anderem in Nürnberg, Venedig und sogar Alexandria verkauft wurden.

Der dänische Königshof ließ sich in den Jahren von 1731 bis 1793 fast 5.000 Gerfalken aus Island liefern, um sie als diplomatische Geschenke an fast alle europäische Königshofe zu senden. In Russland gehörten alle Gerfalken ausschließlich dem Zaren und die Fallensteller, die im Auftrag des Zaren Gerfalken fingen, waren mit einem besonderen Erlass ausgestattet, der ihre Versorgung mit Nahrung und Unterkunft auf dem Weg in die Fanggebiete sicherstellte. Auch die russischen Zaren nutzten Gerfalken dabei regelmäßig als diplomatisches Geschenk: Boris Godunow sandte Gerfalken beispielsweise an den Schah von Iran und den chinesischen Kaiser.

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