Die gelehrten Schreiber in den Klöstern verzeichnen das Jahr 1290 in ihren Chroniken. In Rom regiert Papst Nicolaus IV. und Gerhard von Eppstein ist seit einem Jahr Erzbischof von Mainz. Der 7. Kreuzzug unter der Führung von Ludwig IX. von Frankreich und Eduard I. von England, der nach Tunis und Tripolis führte, ist schon 20 Jahre her und so mancher glücklich zurückgekehrte Recke macht sich wohl Gedanken über seine Erlebnisse im Heiligen Land. Jerusalem ist vor 50 Jahren endgültig an die Muslime gefallen und Akkon ist in diesen Tagen hart umkämpft.

Im nur wenige Tagessritte entfernten Marburg entsteht schon seit 55 Jahren zur Ehren Gottes und der Heiligen Elisabeth, deren Gebeine hier ruhen, ein neues Bauwerk was ganz im neuen Stile aus dem fernen Frankenland errichtet wird. Hoch und hell ist das Gebäude und es scheint, die unfertigen Türme reichen jetzt schon bis zum Himmel hinauf. Auf der dortigen Bauhütte herrscht reges Treiben und es wird wohl noch ein paar Jahre dauern bis das Werk vollendet ist.

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Inmitten der dunklen und weiten Wäldern der Taunushöhen liegt der Weiler Copperno am Ufer des Erlenbaches, der so manche Mühle mit seinem Wasser antreibt. 

Copperno liegt zwischen den beiden Reichstädten Friedberg und Frankfurt unweit der uralten Wein- & Handelsstrasse von Frankfurt nach Fulda in direkter Nachbarschaft zu den Orten Suleburc und Holzhausen.

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Auszug aus dem Eppsteiner Lehnbuch von 1269
mit der ersten urkundlichen Erwähnung Coppernos

Hier lebt der edelfreie Ritter Anrulf von Copperno mit seinem Gefolge und verwaltet das Gebiet, dass er als Lehen von Gerhard von Eppstein bekommen hat.

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Nicht weit von Copperno entfernt liegt inmitten des Tales unweit des Weilers Wehrheim das Zisterzienserkloster Thron, das zur Zeit von gut 60 Nonnen bewirtschaftet wird. Es wurde wurde am 20. März 1243 durch Graf Gerhard von Dietz gestiftet und unterhält auch Besitzungen im Bereich Coppernos, die Arnulf mit zu beaufsichtigten hat.

Wann genau Arnulf geboren wurde ist leider nicht bekannt, aber der Burgkaplan meint, dass das wohl vor so etwa 50 Jahren gewesen sei. "Arnulf" ist ein uralter Name die erste Silbe "arn" steht für "Adler", zweite Silbe "ulf" steht für "Wolf". Vor viele, vielen Jahren gab es sogar einen Kaiser karolingischer Abstammung dieses Namens, der in den Chroniken als "Arnulf von Kärnten" verzeichnet wird.

Als junger Ritter war Ritter Arnulf beim 7. Kreuzzug dabei und hat tapfer vor Tunis gekämpft. Nach dem Tode Ludwigs kehrte er glücklich und unverletzt nach zwei Jahren voller Gefahren und Entbehrungen in die Heimat zurück und gelobte eine Pilgerfahrt zur Grabesstätte der Heiligen Elisabeth um seine Dankbarkeit für die gesunde Rückkehr aus dem Heiligen Land auszudrücken. Auf dieser Reise hat er viel schreckliches gesehen und erlebt.

Ritter Arnulf bedauert allerdings stets, dass er Jerusalem selber nie gesehen hat und denkt mit schaudern an die schreckliche Ruhr-Seuche vor Tunis zurück, die mehr Menschenleben  kostete als alle  Kampfhandlungen im Zuge der Belagerung zusammen.

Er ist seinen Lehensherrn Gerhard von Eppstein treu ergeben und hofft, dass dieser in diesen andauernd unruhigen Zeiten nicht wieder in den Krieg ziehen möge und er dann seine Mannen und sich selber rüsten und daran teilnehmen muß. 

Seit die Herrschaft des letzten Stauferkaisers Friedrich II. (1212 - 1250) zu Ende ging, war die benachbarte Wetterau Schauplatz ständiger Kämpfe und Auseinandersetzungen. Oft kam es zu Kämpfen zwischen den Truppen der Erzbischöfe von Köln und Mainz einerseits und den kaisertreuen staufischen Anhängern andererseits. 

Vor zwei Jahren beendete die Schlacht von Worringen den Limburger Erbfolgestreit zugunsten Johann I. von Brabant und der Siegfried von Westerburg gerät in die Gefangenschaft des Grafen von Berg. Das Kriegsglück hat zu Gunsten des Habsburgers Rudolf entschieden, der nun den Königsthron inne hat.

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Während dieser Auseinandersetzungen hatte Arnulf eine Gruppe von 30 bis 40 Reisige auf eigene Kosten mit Material und Waffen auszustatten und seinem Lehensherren bzw. dessen Fürsten zur Verfügung zu stellen. Doch nun ist fast - dem HERRN gedankt - überall Frieden eingekehrt. 

Daher zog Rudolf im letzten Jahr durch die deutschen Landen und schleifte so manche Burg von Ungetreuen. Ein warmer Winter und ein darauf folgender ebenfalls warmer Sommer haben im letzten Jahr für eine außergewöhnlich gute Ernte gesorgt. Und im Jahr davor war die Witterung dermaßen gut, dass viel guter Wein gekeltert werden konnte.

Arnulf ist des Schreibens kundig und verwaltetes für seinen Herrn das ihn anvertraute Lehen. Er versucht ein gerechter und guter Herr zu sein, was ihm aber nicht immer leicht fällt. Neben der Verwaltung obliegt ihm auch der Schutz der ihn dienenden Menschen und die Rechtssprechung.

Weidmanns Glück

Als Lehensritter überwacht er Volk und Vieh, die Ernte, die Mühlen und das Holz und kontrolliert die Einkünfte und die Jagd. Von den Bauern aus der Umgebung erhebt er den 10. Teil ihrer Ernte und von den durchziehenden Händlern Steuern. Teile davon gibt er an seinen Lehensherrn weiter.

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Es sind unsichere Zeiten und immer wieder treibt sich fahrendes Volk und Gesindel in der Gegend herum. Daher ist er auch für den Schutz des Dorfes, seiner Bewohner und der Handelswege verantwortlich. Eine Aufgabe, die er sich mit seinem Nachbarn, den Herrn von Holzhausen, in friedlicher Partnerschaft teilt.

Arnulf liebt die Jagd, besonders wenn er mit seinem Falken unterwegs ist. 

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 Anna ist die Burgherrin von Copperno und Arnulfs minniglich Weib und entstammt edlem Geschlechts. 

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Sie ist für alles innerhalb der Burg verantwortlich wie die Bewirtung von Gästen, Beaufsichtigung vom Gesinde und Küche und desgleichen mehr. 

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Näh-, Stick- und Webarbeiten werden von ihr übernommen oder zumindest überwacht. 

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Auch wurden die Kinder von ihr in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Unterstützt hat sie dabei der Burgkaplan.

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Besonders wichtig ist die Lagerhaltung und Bevorratung von Stoffen und Lebensmittel um auch längere Notzeiten wie Ernteausfälle, strenge Winter oder bewaffnete Konflikte ohne Not überstehen zu können.

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Ist der Burgherr abwesend, hat sie alle seine Entscheidungen und Aufgaben zu übernehmen. Sie verwaltet dann an seiner Stelle Burg und Ländereien und spricht Recht in Streitfällen. Wird die Burg angegriffen, muß Anna die Verteidigung organisieren und, wenn nötig, sogar mitkämpfen. 

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Auch die Kranken werden von ihr versorgt und gepflegt.

So gesehen ist die Burgherrin nahezu den ganzen Tag beschäftigt. Anna lässt es sich aber nicht nehmen, hin und wieder mit ihrer Stute auszureiten.

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Die siebenjährige Ausbildung des Knappen ist alles andere als leicht. Und so verwundert es nicht, dass die beiden Knappen bei Ritter Arnulf durch eine harte Schule gingen. Es wird Wert auf körperliche Ertüchtigung gelegt. Laufen, Klettern, Schwimmen und Reiten werden ebenso betrieben wie das Ringen. Der Umgang mit der Lanze wird immer wieder mit dem Anreiten auf Strohpuppen geübt.

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Und auch der Umgang mit des Ritters Falken will gelernt sein.

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Die Knappen zählen jetzt 20 und 22 Lenze und haben ihre Ausbildung zum Pagen bereits hinter sich. Dabei lernten sie die höfische Lebensweise, Tischsitten, eine gewählte Sprechweise, Tanz, Brettspiele und Grundkenntnisse der französischen Sprache.

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Mit 14 Jahren wurden sie feierlich vom Priester vor dem Altar zu Knappen erhoben; dazu erhielten sie ein geweihtes Kurzschwert. Die Ausbildung geht nun verstärkt um das Erlernen des Waffenhandwerks. Die Knappen müssen ihren Herrn beim Anlegen der Rüstung behilflich sein, die Waffen instand halten und die Pferdepflege überwachen. 

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Auf Kriegszügen und zu Turnieren haben sie ihn zu begleiten, ihm die Waffen zu reichen und in jeder Beziehung für ihn zu sorgen.

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Stets hat der Knappe strebsam zu lernen und ohne Widerspruch seinem Meister sowie den anderen Rittern zu gehorchen. Er tut was ihm aufgetragen wird, auch wenn es ihm nicht behagt und ihn murren lässt. Niemals widerspricht er offen, sondern bittet in stiller Runde um das Wort, um sich auszusprechen.

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Die Knappenschaft endet nur auf drei Arten:

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In Turnier und Schlacht haben die Knappen ihren Herrn zu unterstützen. Beim Turnier führen sie Ritter Arnulf das Streitross nach, und tragen Helm, Lanze und Schild. Im Gefecht halten sie sich knapp sich hinter ihren Ritter, um ihm Hilfe zu leisten, wenn er verwundet wurde, ihm ein anderes Pferd oder eine andere Lanze zu reichen oder um die gemachten Gefangenen in Verwahrung zu nehmen.

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Haben die Knappen das 21. Lebensjahr erreicht und sich durch Mut und Treue ausgezeichnet, so können sie die Schwertleite empfangen. Hierbei bekommen sie feierlich ihr eigenes Schwert umgegürtet. Die Zeremonie umfasst als festen Bestandteil die anschließende Segnung des Schwertes in der Kirche. Der typische Segensspruch lautet: "Herr, mache dieses Schwert Deiner wert, damit es zum Schutz von Kirchen, Witwen, Waisen und allen, die Gott dienen, gegen die Wildheit der Heiden helfen kann"

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Als Besonderheit erhieltenn sie auf der Feste zu Copperno eine Ausbildung im Wach- & Türmerdienst. Auch werden sie durch den Kaplan weiter beim Schreiben und Lesen und im christlichen Glauben ausgebildet.

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Mittlerweile sind die beiden Knappen zu stattlichen Jungrittern heran gewachsen.

 

Auf Kriegszug, oder wenn Ritter Arnulf im Auftrag seines Lehensherrn unterwegs ist, ist allerlei an Gerätschaften und Zelten mitzunehmen. Etliche Rösser und Wägen werden bepackt, damit es dem Ritter und seinem Weibe unterwegs an nichts fehlt. Die Vorbereitungen dauern viele Tage und dann zieht der Troß langsam von dannen. Unterwegs und am Zielort wird dann das Lager derer zu Copperno mit vereinten Kräften aufgebaut.

Der Burgherr nächtigt standesgemäß in einem geräumigen Zelt. In den gemütlichen Reisebetten kann man sich herrlich auf mit Stroh gefüllten Säcken liegend von den Strapazen der langwierigen Reise erholen. 

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Damit auch jedermann erkennt wer hier nächtigt, weht über dem Zelteingang das Wappenbanner im Wind.

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Burgherrin Anna reist bei friedlichen Missionen häufig mit und kümmert sich unterwegs mit den anderen Frauen um das leibliche Wohl der Truppe. Dazu hat sie die Knechte angewiesen, auf keinen Fall ihre Kochutensilien in der Burg zu vergessen. 

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Täglich bereiteten sie ein schmackhaftes Mahl. Meist deftig und kräftig. Fleisch ist dabei eher weniger auf dem Tisch.

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Auch unterwegs kommt nie Langeweile auf - es gibt immer was zu tun.  Beispielsweise weben ...

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Die Knappen haben sich auch unterwegs um ihre und Arnulfs Waffen zu kümmern. Immerhin kann von diesen aller Leben abhängen.

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Natürlich wird auch unterwegs die ritterliche Tischkultur bewahrt.

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Eine Reise ohne den Beistand des HERRN ist undenkbar. So wird hier täglich in einer Andacht für eine gesunde Rückkehr zur heimatlichen Burg gebetet.

Got vater unser,
da du bist in dem himelriche gewaltic
alles des dir ist
geheiligt so werde din nam
zuo müeze uns kommen das riche din
Din wille werde dem gleich
hie uf der erde als in den himeln
des gewer unsich
nu gib uns unser tegelich brot
und swer wir dar nach dürfitc sin.
Vergip uns allem samet unser schulde
also du wilt, daz wir durch dine hulde
vegeben der ie genamen
deheinen sachden, swie groz er si:
vor sünden kor so mache und vri
und loese uns ouch von allem übele.

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